Es öffnen sich neue Türen – Interview mit Rosa Angela de Oliveira Coulon

  • Überarbeitet:
  • Liam Pichler

Rosa Angela de Oliveira Coulon, 44, stammt aus Buzi, einer kleinen Stadt in Mosambik. Seit 2016 lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann und ihrer fünf-jährigen Tochter in der Schweiz. Hier arbeitet sie als Reinigungshilfe.

Wie sind Sie damals in die Schweiz gekommen?

Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern. Es war der 11. Januar 2016. Es war so kalt, dass ich mich erkältete. Da es in Mosambik immer heiss ist, war ich die kalten Temperaturen nicht gewohnt. Dennoch verliebte ich mich sofort in dieses Land. Warum es die Schweiz wurde, kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Doch die Worte meiner Chemielehrerin bleiben mir bis heute in Erinnerung: «Du gehörst nach Europa, nicht Afrika.» Und sie hatte Recht. Ich bin sehr glücklich hier.

Gab es auch Herausforderungen?

Ja, einige. In Chimoio, Mosambik, war ich etwa vier oder fünf Jahre lang als Sekretärin und Rezeptionistin in einer örtlichen Klinik tätig. Danach bot sich mir die Möglichkeit, in Angola als Gouvernante zu arbeiten. Doch als ich in die Schweiz kam, stand ich plötzlich ohne Job da. Für eine Weile musste ich mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Das war eine schwierige Zeit für uns, da mein Mann aufgrund einer Verletzung nur Teilzeit arbeiten konnte. Ich habe aber stets daran geglaubt: Wenn sich eine Türe schliesst, öffnet sich eine andere. Und so kam es dann auch.

Wie sind Sie Haushaltshilfe geworden?

Anfangs war ich bei einer Reinigungsfirma angestellt. Ich hatte viele Kunden und nur positives Feedback. Eines Tages erklärte mir eine Kundin, die ich heute liebevoll meinen Engel nenne, dass ich eigentlich nicht für mich selbst, sondern für die Reinigungsfirma arbeite. Sie empfahl mir quitt, und seit 2023 ist sie meine Arbeitgeberin, ebenso wie sieben andere.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Ich stehe jeden Morgen um 5:45 Uhr auf. Ich dusche, ziehe mich an und trinke meinen Kaffee. Anschliessend bereite ich das Frühstück für meine Tochter und mich zu. Um 6:20 Uhr wecke ich sie auf und sorge dafür, dass sie für den Tag vorbereitet ist. Nachdem sie ihr Fruchtkompott gegessen hat, begleite ich sie zum Morgentisch und mache mich dann auf den Weg zur Arbeit. Meine Schicht beginnt täglich um 8:00 und endet um 17:00 Uhr. Die Aufgaben variieren; es kommt auch vor, dass ich manchmal sechs Stunden am Stück bügle.

Wie ist die Beziehung zu Ihren Arbeitgebern?

Wirklich gut, besonders mit meinen Arbeitgeberinnen, die etwas älter sind. Eine meiner Arbeitgeberinnen arbeitet manchmal im Homeoffice. Dann gehe ich gerne ein bisschen früher, um gemeinsam mit ihr einen Kaffee zu trinken. Diese Momente schätze ich sehr.

Was schätzen Ihre Arbeitgeber besonders an Ihnen?

Meine Ehrlichkeit. Meine Arbeitgeber lassen Geld und Schmuck offen liegen. Und dort, wo sie ihre Wertgegenstände zuletzt gelassen haben, werden sie es auch wiederfinden. Ich fasse nichts davon an.

Welche Aufgabe erledigen Sie am liebsten?

Ich liebe es, aufzuräumen und zu putzen. Besonders, wenn es um das Badezimmer geht. Für mich ist es ein absolutes Muss, dass die Toilette strahlend weiss ist. Ich kann es nicht ausstehen, wenn sie schmutzig ist. Ich persönlich möchte mich wohlfühlen, wenn ich das Badezimmer betrete. Also lege ich viel Wert darauf, dass es meinen Arbeitgebern genauso geht. Das hat auch auf meine fünfjährige Tochter abgefärbt; einmal hat sie geschrien, als sie eine dreckige Toilette gesehen hat (lacht).

Gibt es etwas, das Sie nicht gerne tun?

Fenster putzen. Da bekomme ich Kopfschmerzen, wenn ich nur daran denke (lacht). Natürlich mache ich es trotzdem. Und damit es mir leichter fällt, hat mir eine meiner Arbeitgeberinnen netterweise sogar ein Reinigungsgerät gekauft.

Was machen Sie nach Feierabend?

Wenn ich kein Buch dabeihabe, schaue ich gerne türkische Serien auf meinem Nachhauseweg. Zu Hause koche ich für uns und wir essen gemeinsam zu Abend. Später folgen meine Tochter und ich unserem Abendritual, bei dem ich ihr gerne etwas vorlese.

Was sind Ihre Hobbies?

Ich schwimme gerne, auch wenn ich es nicht wirklich kann (lacht). In Mosambik bin ich zweimal fast ertrunken. Darum hatte ich Angst, es zu erlernen. Trotzdem halte ich mich gerne im Schwimmbad auf.

Suche