Basteln im Spanischunterricht – Interview mit Rosi Lorena Moreno Delgado

  • Überarbeitet:
  • Lilly Barak

Rosi Lorena Moreno Delgado, 36, hat vor eineinhalb Jahren ihren Job als selbstständige Schuhverkäuferin in Venezuela aufgegeben und ist mit ihren beiden Töchtern zu ihrem Mann in die Schweiz gezogen. Hier arbeitet sie als Putzhilfe und Kinderbetreuerin.

Wie sind Sie Haushaltshilfe geworden?

Ich konnte weder Deutsch sprechen noch hatte ich ein Diplom. Das ist auf dem Arbeitsmarkt in der Schweiz ein grosser Nachteil. Als Kinderbetreuerin anzufangen, war auch nicht leicht. Doch ich habe es einfach einmal versucht. «Ich kann das», habe ich mir gesagt, schliesslich habe ich ja selbst Kinder. Ausserdem arbeiten wir Frauen ohnehin unser ganzes Leben lang im Haushalt. Über meine Tante, die in einer Kita tätig ist, habe ich dann meine erste Arbeitgeberin kennengelernt. Nach einem Probetag haben wir gemerkt, dass es passt.

Waren Sie auch schon schwarz angestellt?

Nein, noch nie. Eine legale Anstellung war mir von Anfang an wichtig. Glücklicherweise war meine Arbeitgeberin derselben Meinung. Sie hat im Internet nach einer möglichen Lösung gesucht und ist dabei auf «quitt» gestossen. Ich bin sehr zufrieden. Seither ist quitt meine Bedingung: «Sie wollen, dass ich mit Ihnen arbeite? Gut, aber nur über quitt» (lacht).

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Ich arbeite ungefähr 30 Stunden pro Woche bei fünf verschiedenen Arbeitgebern. Deshalb ist jeder Tag ein bisschen anders. Dienstags und mittwochs, zum Beispiel, bin ich bei einer fünfköpfigen Familie. Ich fange um 8 Uhr an, zu putzen. Wenn ich damit fertig bin, koche ich und wir essen mit den Kindern zu Mittag; manchmal sind ihre Freunde auch dabei. Am Nachmittag begleite ich sie zu ihren Kursen: Fussball, Schwimmen und Ballett. Wenn wir um 17:30 Uhr wieder zurück sind, mache ich mich auf den Heimweg. Manchmal bereite ich davor noch das Abendessen vor.

Was schätzen Ihre Arbeitgeber besonders an Ihnen?

Wie ich mit ihren Kindern umgehe: liebevoll, aber bestimmt. Ich zeige ihnen meine Zuneigung, küsse und umarme sie. Wir spielen auch oft zusammen, gehen in den Park und albern herum. Trotzdem haben wir einen sehr respektvollen Umgang miteinander. Meine Arbeitgeber fragen immer, wie ich das mache. Ganz einfach: Ich sage ihnen, was mir gefällt und was nicht. Wenn sie sich nicht gut benehmen, werde ich strenger, ernster. So wissen sie, wo meine Grenzen sind.

Gibt es etwas, das Sie nicht gerne tun?

Schauen Sie, ich scheue echt keine Aufgabe: Ich mache Pizza, begleite die Kinder zu ihren Kursen, helfe ihnen beim Duschen… Einmal hatte eines der Kinder Kopfläuse, und natürlich machte es mir nichts aus, diese auszukämmen; das ist normal. Aber Bügeln, das hasse ich! Das ist das Einzige, das ich nicht mache.

Haben Sie einen Reinigungstrick?

Ich achte auf Effizienz. Zuerst frage ich meine Arbeitgeber, ob das Bett neu bezogen werden soll. Falls ja, entferne ich als Erstes die Bettwäsche und werfe sie in die Waschmaschine, damit sie rechtzeitig trocknet. Danach mache ich mich ans Bad, denn das ist der Raum, der am meisten Zeit beansprucht. Sobald das Bad sauber ist, fühlt sich die ganze Wohnung sauber an.

Wer putzt bei Ihnen zu Hause?

Mein Mann (lacht). Ja, echt! Er unterstützt mich sehr. Wir sind beide den ganzen Tag bei der Arbeit. Wenn wir nach Hause kommen, unterstützen wir uns gegenseitig. Ich bereite das Abendessen zu und er erledigt den Abwasch.

Was machen Sie nach Feierabend?

Mir Zeit für meine Familie nehmen. Am Esstisch frage ich meine Kinder und meinen Mann, wie es ihnen geht und wie ihr Tag war. Das ist mir das Wichtigste. Manchmal bin ich so müde, dass ich anschliessend nur noch duschen und ins Bett möchte.

Wie verbringen Sie Ihren freien Tag?

Ich liebe es, Musik zu hören: lateinamerikanische Musik, Pop und was sonst noch alles fröhlich ist. Wenn es draussen wärmer ist, gehen wir auch spazieren oder Rad fahren. Doch am liebsten schaue ich mir zuhause einen Film an und entspanne dabei.

Was sind Ihre Zukunftspläne?

Ich möchte einen Deutschkurs belegen. Denn gute Deutschkenntnisse sind Voraussetzung für eine Ausbildung in der Kinderbetreuung. Es ist zwar schade, dass es auf dieses Diplom ankommt; schliesslich ist das nur ein Stück Papier und sagt nichts darüber aus, wie gut man mit den Kindern umgeht. Aber wenn ich auf diese Weise mehr Lohn bekommen kann, bin ich bereit, das zu tun.

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