Jedes Wochenende «faxina» – Interview mit Alana Morais Paes

  • Überarbeitet:
  • Lilly Barak

Alana Morais Paes, 27, ist mit 16 Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter von Fortaleza, Brasilien, in die Schweiz gezogen. Während ihre Mutter vor zwei Jahren wieder zurück ist, hat Alana hier ihren Mann kennengelernt und beschlossen, zu bleiben. Heute leben sie mit ihren zwei Kindern in Zürich.

Was war für Sie die grösste Herausforderung
in der Schweiz?

Am Anfang setzte mir das Heimweh stark zu. Ich musste oft weinen, weil ich meine Heimat so sehr vermisste. Doch mit der Zeit habe ich mich an diese Umstellung gewöhnt und kurz darauf meinen Mann kennengelernt. Er ist auch mit 13 Jahren aus Brasilien in die Schweiz ausgewandert. Heute kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen, die Schweiz zu verlassen.

Wie sind Sie Haushaltshilfe geworden?

Als ich in die Schweiz kam, war ich 16 Jahre alt und damit noch schulpflichtig. Deshalb sollte ich hier eine Integrationsschule besuchen. Aber alle Klassen waren bereits voll. Nach zwei Jahren Warten wurde ich dann volljährig und musste gar nicht mehr zur Schule. Um nicht länger zu Hause rumzusitzen, habe ich beschlossen, als Haushaltshilfe zu arbeiten.

Haben Sie weitere Jobs?

Ja, ich arbeite auch als Nageldesignerin. Als ich mit neun Jahren damit anfing, war das noch Übungssache. Inzwischen bin ich aber ganz gut darin und mache das auch professionell bei mir zu Hause. Bis vor zwei Monaten habe ich zusätzlich dazu bei McDonalds und an einer Tankstelle als Kassiererin gearbeitet. Das war zu viel, vor allem mit den Kindern.

Waren Sie auch schon bei einer Reinigungsfirma angestellt?

Ja, bei Batmaid. Die Arbeit dort war sehr stressig und mein Lohn mit 19 Franken pro Stunde sehr tief. Also habe ich mich dazu entschlossen mich direkt anstellen zu lassen. Meine Arbeitgeber – ich kenne sie noch von Batmaid – nutzen jetzt «quitt» und zahlen mir 26 – 28 Franken pro Stunde.

Wie ist die Beziehung zu Ihren Arbeitgebern?

Gut! Uns Brasilianerinnen ist Sauberkeit sehr wichtig. Dementsprechend putzen wir auch oft. An den Wochenenden ist bei uns immer «faxina», da wird der ganze Haushalt von Grund auf gereinigt. Auch wenn ich meine Arbeitgeber nicht so häufig sehe; sie wissen, dass ich meine Arbeit gut mache und vertrauen mir. Ich habe die Schlüssel zu allen Wohnungen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Ich arbeite jeden Donnerstag und Freitag jeweils für zwei bis drei Stunden als Putzhilfe. Manchmal sind es auch vier bis fünf Stunden. Nach Feierabend hole ich meine Kinder vom Mittagstisch ab, helfe ihnen beim Duschen und koche uns etwas. Danach machen wir uns an ihre Hausaufgaben.

Gibt es etwas, das Sie nicht gerne tun?

Bügeln. Bei einem Arbeitgeber wasche ich auch die Wäsche, danach muss ich sie aber zum Glück nur zusammenfalten (lacht).

Welche Musik hören Sie bei der Arbeit?

Ich höre gerne brasilianische Musik, z.B. Forró oder brasilianischen Rap.

Wer putzt bei Ihnen zuhause?

Ich. Mein Mann macht gar nichts (lacht), was ich auch nachvollziehen kann. Immerhin arbeitet er 100 Prozent.

Wie verbringen Sie Ihren freien Tag?

Am liebsten mit meiner Familie. Wir gehen oft spazieren. Wenn ich kann, lege ich mich auch ein bisschen hin und erhole mich. Ansonsten probiere ich gerne neue Restaurants aus. Die thailändische Küche mag ich sehr, weil sie mit ihren vielen Gewürzen nah an der brasilianischen ist.

Was sind Ihre Zukunftspläne?

Ich möchte den Führerschein machen. Das wäre besonders im Alltag mit meinen Kindern eine grosse Erleichterung. Ich nehme zwar noch keine Fahrstunden, lerne aber für die Theorieprüfung und belege gleichzeitig einen Deutschkurs, da die Prüfung auf Deutsch stattfinden wird. Das ist schon eine Herausforderung; da mein Mann auch Basilianer ist, sprechen wir zuhause nur Portugiesisch.

Was sind Ihre Pläne nach der Pensionierung?

Eines Tages nach Brasilien zurückzukehren. Mit einem Fuss möchte ich aber immer in der Schweiz bleiben. Einerseits vermisse ich das Meer und die Wärme, andererseits ist die Lebensqualität hier einfach besser. Meine Kinder würden wahrscheinlich auch nicht für immer nach Brasilien, weil sie hier aufgewachsen sind. Sie freuen sich aber immer sehr, wenn wir nach Fortaleza in die Ferien gehen.

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