E. Ferreira (40) lebt in der Nähe von Zürich. Die portugiesischsprachige Haushaltshilfe stammt aus Brasilien und ist seit 12 Jahren…

Burnout, Durchbruch und Unabhängigkeit – Interview mit Nada Lanz
Nada Lanz, 43, wurde in Albanien geboren, wuchs in Rom auf und zog vor 15 Jahren in die Schweiz. Nachdem sie eine schwierige Scheidung durchlebt und als alleinerziehende Mutter mit rechtlichen und finanziellen Belastungen zu kämpfen hatte, baute sie sich mit der Unterstützung treuer Arbeitgebenden ein neues Leben auf. Heute arbeitet sie selbstständig und meistert ihren Alltag mit Kreativität und Entschlossenheit.
Wie lange leben Sie schon in der Schweiz?
Ich lebe seit etwa 15 Jahren in der Schweiz. Schon bevor ich dauerhaft hierhergezogen bin, war ich oft hier, zwischen meinem 17. und 24. Lebensjahr. Es hat sich für mich immer wie ein Zuhause angefühlt.
Wie sind Sie Haushaltshilfe geworden?
Das war anfangs nicht geplant. Ich steckte mitten in einem Gerichtsverfahren wegen meiner Scheidung und musste sofort eine Arbeit finden. Sie versuchten, mein ganzes Leben für mich zu durchzuplanen. Und ich sagte: „Nein. Niemand plant mein Leben. Das mache ich selbst.“
Aber ich musste trotzdem so schnell wie möglich Arbeit finden, sonst hätte ich alles verlieren können – sogar meinen Sohn. Innerhalb von nur 12 Stunden fand ich eine Stelle bei Batmaid. Es ging mir zuerst nicht ums Geld. Ich wollte einfach nicht von meinem Sohn getrennt werden. So hat alles angefangen.
Wie haben Sie quitt kennengelernt?
Einer meiner ehemaligen Arbeitgebenden von Batmaid ist Polizist in Zürich. Er und seine Partnerin wussten, wie schwierig meine Situation war: keine Ferien, kein Lohn bei Krankmeldung, ständiger Stress. Ich hatte wegen all dem Druck einen Burnout. Auf der Polizeistation fragte er also herum und dort hörte er zum ersten Mal von quitt.
Ich hatte noch nie davon gehört, aber er hat es mir empfohlen. Er und seine Partnerin haben mir bei der Anmeldung geholfen. Dank ihnen konnte ich legal und unabhängig arbeiten. Ich habe es meinen anderen Arbeitgebenden erzählt und alle haben zugestimmt, mit quitt weiterzumachen. Es hat mein Leben wirklich verändert.
Für wie viele Arbeitgeber oder Kunden arbeiten Sie derzeit?
Im Moment arbeite ich für etwa 9 Arbeitgebende. Im April hatte ich 10, aber einer davon wollte nicht mehr über quitt abrechnen und mich schwarz beschäftigen. Ich habe sofort abgelehnt. Ich sagte ihm klar, dass ich nichts riskiere. Ich möchte korrekt leben. Ich habe eine B-Bewilligung, und selbst kleine Verstösse können grosse Konsequenzen für mich haben.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihren Arbeitgebenden?
Die meisten von ihnen kamen ursprünglich von Batmaid, bis auf zwei. Als ich ihnen gesagt habe, dass ich die Agentur verlassen werde, habe ich erklärt, dass ich unabhängig arbeiten wollte. Ich hätte nie erwartet, dass sie mir folgen, aber sie taten es. Aus Vertrauen und Unterstützung. Das hat mir so viel bedeutet. Besonders der Polizist und sein Partner haben sich sehr um mich gekümmert.
Ein Arbeitgeber ist allerdings problematisch, er zahlt einfach nicht. Ich gehe nur einmal im Monat zu ihm, manchmal zweimal, und trotzdem zahlt er nicht. Das ist inakzeptabel. Andere Arbeitgebende hingegen sind grossartig, sie buchen mich im Voraus und zahlen pünktlich. Die Löhne sind unterschiedlich, aber das habe ich akzeptiert. Ich will kein Drama – ich will nur, dass es fair ist.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Jedes Mal, wenn ich zur Arbeit gehe, habe ich ein grosses Lächeln im Gesicht. Ich bin glücklich. Das war ich schon immer, auch in schwierigen Zeiten. Jetzt sogar noch mehr, weil ich gerne beschäftigt bin. Und ich bin inzwischen flexibler, ich muss nicht mehr wie früher drei Stunden zwischen Terminen warten. Gerade mit einem Kind ist das extrem wichtig – dass man die eigene Zeit gut mit den Arbeitgebenden abstimmen kann.
Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit?
Ich liebe es, Räume zu verschönern. Es geht nicht nur ums Putzen, es geht auch um Kreativität. Ich suche immer nach besseren, klügeren Wegen, die Dinge zu erledigen. Ich ergreife selbst die Initiative, schlage Verbesserungen vor, optimiere Abläufe. Es freut mich einfach, wenn die Arbeitgebenden am Ende zufrieden sind.
Was machen Sie gerne nach der Arbeit?
Ich gehe nach Hause, trinke einen Kaffee und entspanne mich. Meine beste Freundin arbeitet, wenn ich frei habe – sie ist in Zürich, während ich in Uster bin – deshalb sehen wir uns kaum. Das macht mir nichts aus. Ich warte die ganze Woche vor allem darauf, meinen Sohn zu sehen, der in ein Internat geht. Meine Abende sind ruhig, und meine Wochenenden gehören ganz ihm.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich habe viele Ideen. Mein Vater ist Bildhauer und hat früher auch für die Regierung gearbeitet – er hatte ein Geschäft in der Nähe des Petersplatzes in Rom. Ich bin mit ihm, meinem Bruder und meiner Schwester in der Werkstatt gross geworden und habe dort oft geholfen.
Eines Tages würde ich gerne ein eigenes kleines Geschäft eröffnen, vielleicht handgefertigte Kunstwerke verkaufen, wie kleine Skulpturen bedeutender albanischer Nationalhelden. Hier in der Schweiz leben viele Menschen aus Albanien, sie wären sicher stolz, ihr kulturelles Erbe sichtbar vertreten zu sehen.
